glücklich

Die ersten Töne der Vorband bringen ein kurzes überdeutliches Bewusstsein der Menschen um mich herum mit sich. Ich fühle mich als würde ich verschluckt, von der Musik und den lachenden, trinkenden, tanzenden Menschen neben, hinter und vor mir. Einen Moment lang muss ich bewusst auf meinen Atemrhythmus achten und sichergehen, dass mein Herz nicht vielleicht plötzlich aufgehört hat zu schlagen und ich nur noch als Geist zwischen all den anderen Personen stehe.

Ganz ohne meine Zutun fängt mein Kopf an, das Gefühl in Worte und Sätze zu fassen, es gedanklich aufzuschreiben, es so zwischen den Befehlen „Atmen!“ und „Vorsicht, Menschen!“ einzubrennen, dass ich Stunden später noch den genauen Wortlaut weiß und ihn eins zu eins aufschreiben könnte.

In dem Moment weiß ich, dass es ein guter Abend wird. So gut wie er nur sein könnte.

Was danach passiert ist ein Durcheinander aus lauter Musik, springenden Gestalten um mich herum, Alkohol, einem vernebelten Club, vibrierenden Wänden und Boden und meinen Gedanken, die für ein paar Stunden einfach still sind. Es ist ein Durcheinander, das klarer und schöner nicht sein könnte und alles verwirbelt, was vorher jemals wichtig war und hinterher wichtig sein wird.

Mein gesamter Körper kribbelt, mir ist warm und mein Zeitgefühl hat sich schon verabschiedet, als die Band die Bühne, die kaum mehr als ein kleiner Absatz ist, betrat.

Am Ende des Abends bin ich heiser und vor allem glücklich.

Danke dafür.

Rise Against in Stuttgart und eine glückliche Tasha

Rise Against.

Live.

Das war so ein bisschen ein Traum, der sich da erfüllt hat. (Streicht das bisschen.)

Spotify sagt, Rise Against war 2014 die Band, die ich das ganze Jahr über am meisten gehört habe und ich glaube, daran hat sich auch 2015 nur wenig geändert.

Beinahe wäre ich schon im letzten Herbst in Hamburg zu einem Konzert gegangen, was letztendlich daran scheiterte, dass ich in den ersten Monaten des ersten Semesters an der Uni noch so tat als sei ich vernünftig und würde unter der Woche niemals zu einem Konzert nach Hamburg fahren. Die spinnt doch, diese Vergangenheitstasha! (Heute würde mich das wohl nicht mehr abhalten.)

Nachdem das also nicht geklappt hatte und nachdem irgendwann neue Konzerttermine angekündigt wurden, war für mich klar, dass ich in diesem Oktober in Stuttgart sein musste.

Und dieses Jahr hat es tatsächlich geklappt. Sogar mit Begleitung von einem lieben Menschen. \o/

Rise Against hatten zwei Vorbands dabei, wovon eine (Great Collapse) irgendwie seltsam war und die andere (Refused) ziemlich cool.

Und wie waren Rise Against selbst? Hm, so? Ja. *____*

(Falls ihr hier einen qualifizierten Kommentar zu irgendetwas erhofft habt … da seid ihr bei mir wohl falsch. Ich fangirle in meiner Freizeitg nur so vor mich hin.)

Hier eine Playlist mit den Songs, die gespielt wurden. (Sofern das Internet und meine Erinnerung nicht Unsinn erzählen.)

Zu Musik und Sehnsucht und wieso Livemusik und Konzerte mir wichtig sind, habe ich hier mal etwas geschrieben.

Und Rise Against haben genau das geschafft, dass irgendwie alles unwichtig war außer die Musik und woah, es fühlt sich so toll an mit einer Halle voller Menschen mit demselben Musikgeschmack zu singen.

Für solche Abende sitze ich danach auch gern fünf Stunden in einer kalten Bahnhofshalle (was dank Gesellschaft dann doch auch nur halb so schlimm war).

Wenn ich nachträglich an das Konzert denke, muss ich so breit grinsen, dass ich mich fast unheimlich finde. Aber es fühlt sich ziemlich gut an.

Fazit: Rise Against darf weiterhin ganz oben auf meiner Liste an Lieblingsbands bleiben. Besonders, weil dieses Glücklichsein während des Konzertes so deutlich war.

[fangirlend ab]

Grün!Tasha und ihr erster Festival-Besuch

Ich habe seit Mittwoch grüne Haare und verbrachte die letzten Tage auf dem Wacken.

Das war die Kurzfassung eigentlich könnte ich jetzt schlafen gehen und euch auf meine zahlreichen Tweets der letzten Tage verweisen, aber da es diese Woche nicht nur eine Premiere für mich gab, dachte ich, dass die letzten Tage durchaus einen Blogeintrag wert sein könnten.

Wie der ein oder andere möglicherweise mitbekommen hat, wollte ich mir schon seit einiger Zeit meine Haare färben. Vorzugsweise grün. So kam es irgendwie – fragt mich nicht nach Details, ich bin zu müde, um zu denken – dazu, dass ich Anfang der Woche spontan entschied, das endlich durchzuziehen. Geplant war, dass ich beim Friseur Farbe und Blondierung kaufen würde, um dann am Mittwoch zusammen mit meiner Mitbewohnerin und ihrer Freundin zu färben. Ich kaufte also Farbe und war anschließend ungeduldig, sodass wir schon am Dienstag die Haare blondierten. Ich war schon davon relativ begeistert und weiß jetzt, dass ich mir auch mit blonden Haaren gefallen würde. Mal sehen, was ich mache, wenn sich meine grüne Farbe auswäscht. Am Mittwoch ging es dann mit der Mitbewohnerin ein Stück Richtung Süden, wir färbten meine Haare und die von Mitbewohnerins Freundin, sodass wir am Ende alle drei bunte Haare hatten (rot, grün, blau). Nebeneinander sieht das übrigens ziemlich toll aus! Abends guckten wir zusammen „Jupiter Ascending“  (einige Klischees, toller Soundtrack und trotz ausbaufähiger Dinge, ein Film, den ich gern mag).

Am Donnerstag machten wir uns dann mit insgesamt sechs Autos und einem Haufen Leuten, deren Namen ich mir nur teils merken konnte auf Richtung Wacken. Bei strömendem Regen und trotz der Warnung vom vorherigen Abend, dass man besser zu Hause bleiben sollte, weil das Gelände unter Wasser stehe. Wir waren uns allerdings alle einig, dass wird es wenigstens versuchen wollten. Letztlich erwies sich das als gute Entscheidung, wir hatten Glück und wurden auf eine Wiese außerhalb des geplanten Campingplatzes geleitet, die noch einigermaßen befahrbar war. Zelte und Pavillons wurden aufgebaut und die ersten Biere getrunken, bevor wir uns abends auf den Weg zu den ersten Konzerten machten. Geplant war für den Abend nur In Extremo und dann früh ins Bett. Da wir jedoch etwas früher auf dem Camping-Gelände ankamen, hörten wir noch ein wenig von U.D.O., was dann auch nicht schlecht war. Während wir uns die Musik anhörten, regnete es zwischendurch immer mal wieder, wir versanken im Matsch und hörten die ersten Kommentare zu unseren Haarfarben. Leider mussten wir auch jemanden enttäuschen, weil keine von uns mit ihm für Sex in ein Dixiklo verschwinden wollte. Der arme betrunkene Kerl. Oder so. Dafür fanden wir anschließend eine Gruppe von Leuten, die ganz nett waren und hörten mit ihnen zusammen In Extremo. (Einziger Moment an diesem Abend, in dem ich mich kurz unwohl fühlte: „Du musst mehr aus dir rauskommen!“. Aber da diese Aussage von einem Typen kam, den ich nach diesem Konzert sowieso nicht wieder sehen würde, war es nur kurz irgendwie ein doofes Gefühl. Ich hasse solche Aufforderungen sonst wie die Pest. Wer mich besser kennt, weiß, dass ich generell, aber insbesondere in größeren Gruppen, eher ruhig bin und lieber zuhöre.)

Am nächsten Morgen hatte es aufgehört zu regnen und wir gingen relativ bald nach dem Frühstück wieder Richtung Bühnen, um uns Epica anzuhören. Anschließend wollten wir ins Dorf gehen, allerdings war uns der Weg dann doch zu matschig, weshalb wir zum Zelt zurückkehrten, wo uns allerdings auffiel, dass wir keinen Autoschlüssel bei uns hatten, was ein wenig ungünstig war, da wir langsam Hunger bekamen. Zum Glück hatten wir freundliche Camp-Nachbarn, die uns spontan ihren Grill mitbenutzen ließen. Abends hatten wir uns noch ein paar Band anhören wollen, allerdings wollte mein Körper mich mal wieder mit seinem Timing ärgern, weshalb ich als meine Schmerztabletten nachließen, beschloss zurück zu unserem Zelt zu gehen. Normalerweise hätte ich mich an so einem Tag einfach den ganzen Tag im Bett verkrochen, weil ich dann eigentlich auch meistens niemanden sehen und im mich haben mag. So flüchtete ich dann einfach und merkte auf dem Weg zurück zum Zelt, dass das definitiv die richtige Entscheidung gewesen war, weil mir sonst wohl höchstwahrscheinlich alles zu viel geworden wäre. Zum Glück kann ich so etwas ganz gut voraussehen.

Am Samstag war es dann schon fast wieder trocken und mir ging es um einiges besser und ich freute mich auf den Tag. Geplant waren neben Sabaton am Abend noch Powerwolf, Lord of the Lost , Santiano und Subway to Sally.  Außerdem wollten wir uns noch mit zwei lieben Twitterern treffe, schließlich muss man es ausnutzen, wenn man schon mal auf dem selben Festivalgelände herumhüpft. Sabaton und Lord of the Lost waren definitiv mein Höhepunkt des Festivals und ich bereue es nicht, dass ich für Lord of the Lost nicht zu Judas Priest ging, da es sich wirklich gelohnt hat. Währenddessen waren meine Zeltmitbewohner schon zurück zum Campingplatz gegangen und ich blieb noch für etwas zu essen und Santiano auf dem Gelände, weil ich hungrig und  noch nicht wirklich müde war, als ich dann doch zum Zelt zurückging, war ich ziemlich fertig und müde, aber es hatte sich trotzdem gelohnt. Im Zelt hörte ich dann noch ein wenig von Subway to Sally, bevor ich total k.o. einschlief.
Am nächsten Tag war ich heiser und ich fühle mich auch nach einer Dusche und ein paar Stunden Schlaf noch immer ein wenig wie ein Zombie mit Muskelkater aber es hat sich gelohnt. Und wenn alles klappt, fahre ich auch nächstes Jahr wieder hin. Drei Tage tolle Musik und viel frische Luft und ich glaube, ich möchte die Art von gute Laune, die ich zum Beispiel während Sabaton und Lord of the Lost hatte, gern öfter.

Ich hab‘ vorher von ein paar Leuten gehört, dass sie das Line-up nicht so toll fanden und wahrscheinlich kann man es bei so etwas gar nicht jedem recht machen. Ich habe ja nicht so viele Bands gesehen wie ich vielleicht hätte sehen können, aber doch einige, die ich gern (noch einmal) sehen wollte und damit bin ich ziemlich zufrieden.

Um endgültig den roten Faden in diesem Eintrag aufzugeben:

Am Samstag gegen Ende des Santiano-Konzertes wurden wir von zwei Typen angequatscht, die mit uns über die Wacken-Besucher reden wollten, eher: Sich bei jemandem beschweren wollten. Sinngemäße Wiedergabe des Gespräches irgendwie:

„Und, hört ihr wirklich Metal?“
Nicken von unserer Seite.
„Damit seid ihr ja echt die Minderheit bei den jungen Leuten. Viele kommen ja nur noch, um mal da gewesen zu sein. Dabei könnte man auf euch bauen! […] Ich bin ja mit richtiger Rockmusik aufgewachsen [zählt Bands auf] und so muss das sein! [weiteres ähnliches Geschimpfe über das Festival, die Bands und die Besucher].“

Ich muss sagen, ich verstehe das nicht.

Vielleicht, weil ich nicht nur Metal höre und es mir letztendlich egal ist, warum andere Menschen auf einem Festival sind, solange sie mich in Ruhe meine Musik hören und Spaß haben lassen. Mich stört es auch nicht wirklich, wenn auf dem Campingplatz zwischendurch mal andere Musik läuft. Es irritiert und ist unter Umständen nicht das, was ich unbedingt gerade hören will, aber dann mache ich eben selbst Musik an und gut ist’s. Dieses „Man muss mit Rock/Metal aufgewachsen sein und nur Bands X, Y und Z sind gut und richtig und akzeptiert.“ finde ich irgendwie ziemlich seltsam, wenn doch gleichzeitig immer Toleranz und Kram gepredigt wird. Und hey: Dann läuft eben jemand nicht mit den typischen Metalhead-Klamotten rum, sondern hat irgendwas buntes an seinen Klamotten. Mir doch egal. Und wenn jemand zu einem Festival geht, weil er die Erfahrung mal gemacht haben will, dann ist das doch auch okay und vielleicht merkt derjenige dabei ja sogar, dass die Musik gut ist und kommt im nächsten Jahr deswegen wieder. Aber wenn ich höre, dass irgendjemand sagt, dass nur „echte Metalheads“ auf so ein Festival gehören, weil sonst anderen Leuten die „verdienten Tickets weggenommen werden“, möchte ich am liebsten fragen, ob ich im nächsten Jahr lieber zu Hause bleiben soll, weil ich auch andere Musik höre.

 

Aber genug der Aufregung über Einzelpersonen, das war nur ein Moment Samstagnacht, in dem ich kurz nachdenken musste und ich wollte das nicht auslassen.

Insgesamt waren das ziemlich tolle Tage und ich habe mir gerade mein Ticket für das nächste Jahr bestellt. Mehr muss man wohl nicht darüber wissen, wie ich meine erste Festivalerfahrung fand.

Ich würde gern Bilder hier einfügen, aber die iCloud-Synchronisation will gerade nicht so wie ich, weil ich mal ein paar Bilder löschen muss. Deshalb gibt es die Tage noch einen gesonderten „Wacken in Bildern“-Post.

Gute Nacht, liebe Blogleser! \m/

Von Musik und Sehnsucht und Dingen, die ich nicht verstehe

Dieses Reißen und Ziehen einer unbestimmten Sehnsucht, die erfüllt werden will und die Musik in mir drin, die das Ganze noch verstärkt, um Hunderte vervielfacht. Es fühlt sich übertrieben an, melodramatisch und als würde ich verbrennen. Ich weiß nicht wohin damit. Mit dem Gefühl, das mich manchmal hinterrücks überfällt und am Ende minuten- und stundenlang aus dem Fenster starren lässt. Für eine Weile ist dann alles egal und ich sitze einfach nur da und höre zu.

Manchmal schreibe ich, um ein Ventil zu finden und wenn ich hinterher die Worte lese, die ich aneinander gereiht habe, frage ich mich, ob das wirklich noch ich bin oder ob jemand Anderes meine Gedanken übernommen hat.

Ich sehne mich nach Livemusik. Nach den Menschen, die auf Konzerten um mich herum sind, weil ich mir dann einreden kann, dass es nicht nur mir so geht. Dass ich damit nicht allein bin. Es gibt nur wenige Situationen in denen ich Menschen um mich herum komplett vergessen kann. In diesen schaffe ich es, weil nur noch die Musik wichtig ist, die mein Denken vollständig einnimmt und alles überschwemmt, was sonst wichtig sein könnte. Ich bin nicht mehr der, der sich Gedanken um die Zukunft macht und Angst vor unbekannten Siutationen hat. Ich bin der, der für kurze Zeit mit diesem einen Moment zufrieden ist und die Zeit vergessen kann.

Ich habe schon Menschen gehört, die Musik mit Sex verglichen haben und mir gefällt dieser Vergleich. Besser wird dieses allumfassende Zeitundweltvergessen nur, wenn ich die Musik zusammen mit den richtigen Menschen hören und fühlen kann. Musik an, Augen zu, Wärme neben mir und dann irgendwann in der Nacht merken, dass ein paar Stunden vorbei sind und man nicht realisiert hat, dass die Uhr nicht stehen geblieben ist.

Nach Konzerten ist mir danach, mit jemandem durch die Nacht zu laufen, vielleicht ein leises Gespräch über schöne Belanglosigkeiten oder über die Musik. Dieses Wechselspiel aus dunkler Stille und nachlautendem Gesang und Gitarren und Schlagzeug in den Ohren und am Ende vielleicht zusammen auf eine Wiese legen und ganz kitschig in den Himmel starren. Oder ins Bett fallen und aufgeheizte Küsse teilen und einfach diese Postkonzertstimmung ausnutzen und genießen und ein bisschen die besänftigte Sehnsucht feiern. Kurz vergessen, dass es am nächsten Morgen auch wieder hell wird.

 

Und solange ich das nicht haben kann, sitze ich eben mit Musik, die aus Kopfhörern dröhnt auf dem Sofa und träume und schreibe wie im Rausch Texte, die ich anschließend kaum als meine eigenen erkennen kann.