Tage, die …

Tage, die man eigentlich schon am Morgen wieder beenden will und die in ihrem Verlauf auch nicht besser werden.

Erst bin ich einfach nur müde, dann genervt, dann schlecht gelaunt, dann wütend und mir geht einfach alles auf die Nerven.

Die kleine Schwester, die am Küchentisch sitzt und ihr Abendessen isst. Die Äpfel, die sich nicht schälen lassen wollen. Mama, die mir beim Backen helfen wollte und dann einfach vergisst, was sie gesagt hat. (Die Äpfel!) Alles irgendwie grundlos, ich würde gern etwas kaputtmachen und werfe am Ende doch nur das Geschirrtuch in die Ecke.

Keine Musik ist zu leise, leise Musik macht mich aggressiv und laute Musik stört die Familie.

Irgendetwas fühlt sich an, als würde es ersticken und kreisende Gedanken suchen nach Gründen für die schlechte Laune und machen damit alles nur noch schlimmer. (Wenn ich mich anstrenge, finde ich genug Gründe für alles.)

Am Ende stolpere ich über ein paar Bilder, fange fast an zu weinen und werde noch ein bisschen wütender.

 

Manchmal fühle ich mich unendlich klein und will mich einfach nur noch irgendwo verstecken, weil ich nichts mit mir anzufangen weiß.

 

 

Dinge, die …

Dinge, die mich ganz verrückt machen:

Angefangene Geschichten, die irgendwo auf der Festplatte herumfliegen oder schlimmer noch, zum Teil im Internet veröffentlicht sind und bei denen ich nicht so recht weiß, was und wie und wann und ob. Zukunft ist immer so eine Sache.

Oder auch:

Warum ich am liebsten (und vermutlich am besten) in sich abgeschlossene Kurzgeschichten schreibe.

 

[die Muse suchend ab] 

Sommerferien

Es gab‘ eine Zeit, irgendwann zwischen meinem 10. und 13. Geburtstag, in der ich meine Familie verflucht habe, weil wir jeden gefühlt endlosen Sommer unglaublich lange vier Wochen am selben Ort verbrachten, während die Menschen in jeden Sommerferien ein anderes Urlaubsziel hatten und ich habe es gehasst.

Nach den Ferien hieß es: „Wow. Vier Wochen?! Das ist ja großartig. Und du bist so braun von der Sonne!“

Ich habe gelächelt und genickt und mich gefragt, was daran so toll sein sollte. Immerhin fühlte es sich nicht an wie Urlaub, sondern wie wahnsinnig langweilige Ferien zu Hause. Nur im Warmen.

In dieser Zeit erzählten die Eltern mir immer wieder: „Später kannst du dann mal mit Freundinnen herkommen. Oder deinen Freund mitbringen.“

Tja. Und dann war das Ferienhaus verkauft und heute denke ich manchmal, dass ich gern den Freund, den ich aktuell nicht habe, mitnehmen würde oder ein paar Freunde, die sich dann Unmengen nerviger Geschichten aus meiner Kindheit anhören dürften.

Und das macht mich dann ein bisschen traurig und das ist dann wohl dieses: Man weiß erst, was man hatte, wenn es nicht mehr da ist. 

 

So. Und jetzt trauern wir nicht mehr irgendwelchen vergangenen Dingen nach, sondern denken an die schönen Sachen.

Von Musik und Sehnsucht und Dingen, die ich nicht verstehe

Dieses Reißen und Ziehen einer unbestimmten Sehnsucht, die erfüllt werden will und die Musik in mir drin, die das Ganze noch verstärkt, um Hunderte vervielfacht. Es fühlt sich übertrieben an, melodramatisch und als würde ich verbrennen. Ich weiß nicht wohin damit. Mit dem Gefühl, das mich manchmal hinterrücks überfällt und am Ende minuten- und stundenlang aus dem Fenster starren lässt. Für eine Weile ist dann alles egal und ich sitze einfach nur da und höre zu.

Manchmal schreibe ich, um ein Ventil zu finden und wenn ich hinterher die Worte lese, die ich aneinander gereiht habe, frage ich mich, ob das wirklich noch ich bin oder ob jemand Anderes meine Gedanken übernommen hat.

Ich sehne mich nach Livemusik. Nach den Menschen, die auf Konzerten um mich herum sind, weil ich mir dann einreden kann, dass es nicht nur mir so geht. Dass ich damit nicht allein bin. Es gibt nur wenige Situationen in denen ich Menschen um mich herum komplett vergessen kann. In diesen schaffe ich es, weil nur noch die Musik wichtig ist, die mein Denken vollständig einnimmt und alles überschwemmt, was sonst wichtig sein könnte. Ich bin nicht mehr der, der sich Gedanken um die Zukunft macht und Angst vor unbekannten Siutationen hat. Ich bin der, der für kurze Zeit mit diesem einen Moment zufrieden ist und die Zeit vergessen kann.

Ich habe schon Menschen gehört, die Musik mit Sex verglichen haben und mir gefällt dieser Vergleich. Besser wird dieses allumfassende Zeitundweltvergessen nur, wenn ich die Musik zusammen mit den richtigen Menschen hören und fühlen kann. Musik an, Augen zu, Wärme neben mir und dann irgendwann in der Nacht merken, dass ein paar Stunden vorbei sind und man nicht realisiert hat, dass die Uhr nicht stehen geblieben ist.

Nach Konzerten ist mir danach, mit jemandem durch die Nacht zu laufen, vielleicht ein leises Gespräch über schöne Belanglosigkeiten oder über die Musik. Dieses Wechselspiel aus dunkler Stille und nachlautendem Gesang und Gitarren und Schlagzeug in den Ohren und am Ende vielleicht zusammen auf eine Wiese legen und ganz kitschig in den Himmel starren. Oder ins Bett fallen und aufgeheizte Küsse teilen und einfach diese Postkonzertstimmung ausnutzen und genießen und ein bisschen die besänftigte Sehnsucht feiern. Kurz vergessen, dass es am nächsten Morgen auch wieder hell wird.

 

Und solange ich das nicht haben kann, sitze ich eben mit Musik, die aus Kopfhörern dröhnt auf dem Sofa und träume und schreibe wie im Rausch Texte, die ich anschließend kaum als meine eigenen erkennen kann.