„Lasst mich Fehler machen.“

Wieso muss ich ganz genau wissen, wer ich bin, um etwas auszuprobieren?

Wieso muss ich sagen können „Ich weiß, wer ich bin.“, bevor ich eine Entscheidung treffen kann?

Wie soll das funktionieren?

Wie soll ich jemals irgendwo ankommen, wenn ich schon vorher wissen muss, dass die Richtung, in die ich gehe, die richtige ist?

Soll ich mich vor Fehlern und Unsicherheit verstecken, indem ich abwarte? Auf den richtigen Zeitpunkt, auf den Geistesblitz, darauf dass sich alles irgendwie von selbst fügt?

„Du musst doch wissen, was du mit deinem Studium mal anfangen willst.“ „Du musst wissen, wer du bist, bevor du Sex hast.“ (Was ist das überhaupt für eine seltsame Aussage?) „Und danach? Was tust du danach? Das musst du doch entscheiden.“

Solche Aufforderungen sagen sich leicht, wenn sie von jemandem kommen, di*er die Antworten für sich kennt und ich verstehe es manchmal nicht ganz. Wenn ich nicht weiß, was ich nach meinem Studium mal tun will, soll ich dann zu Hause sitzen und warten, bis es mir einfällt, bevor ich mich an einer Uni einschreibe? Davon kommt mir bestimmt keine Erkenntnis.

Lasst mich Fehler machen. Lasst zu, dass ich eine Entscheidung treffe, die ich in der Zukunft vielleicht anders treffen würde. Mir zu sagen, dass ich alles schon vorher wissen muss, wird nicht dafür sorgen, dass ich nicht vielleicht mal denke „Oh, hätte ich mich doch anders entschieden.“ und es wird mich auch nicht davon abhalten, verletzt zu werden.

Lasst mich Fehler machen und vor allem lasst mich unsicher sein. Sicherheit lässt sich nicht erzwingen und sie taucht auch vom vielen Nachdenken nicht einfach plötzlich vor mir auf und sagt „Wenn du das tust, wirst du in ein paar Monaten oder Jahren oder Jahrzehnten zufrieden damit sein.“