„Gay Romance“

Vor Ewigkeiten habe ich mir mal vorgenommen, über Gay Romance zu bloggen und warum ich dieses Genre, obwohl die meisten Dinge, die ich so lese, dazugehören, manchmal unglaublich anstrengend finde.

Davon bin ich ehrlich gesagt irgendwie abgekommen und ich weiß auch nicht mehr, was genau ich da geplant hatte.

Stattdessen habe ich vor einiger Zeit über Repräsentation von trans* Charakteren gebloggt und da ich in den letzten Tagen einige (Hör-)Bücher von einer Autorin gehört habe, die ziemlich divers schreibt, dachte ich, dass ich auch mal etwas anderes als Gemecker schreiben könnte.

Das hier wird weder ein besonders langer oder gründlich geplanter Post noch eine ausführliche Rezension der Bücher, sondern nur ein paar spontane Gedanken. Ich wollte einfach nur kurz loswerden, dass Roan Parrish eventuell einen Blick wert ist, wenn ihr gern Gay Romance lest, aber euch zum Beispiel die Misogynie in dem Genre auf die Nerven geht.

 

THE MIDDLE OF SOMEWHERE SERIES

Ich bin auf der Suche nach einem Hörbuch für diesen Monat zuerst über ihren Roman The Middle of Somewhere gestolpert und habe zuerst nicht allzu viel erwartet. Eben eine Liebesgeschichte, die ich vor dem Einschlafen hören könnte. Letztendlich habe ich dann auch die beiden Folgebände gehört und mir anschließend das Spin-off Small Change gekauft, dessen Protagonistin die beste Freundin des Hauptcharakters aus The Middle of Somewhere ist.

Ich mag an Roan Parrishs Geschichten sehr, dass die Nebenfiguren ziemlich divers sind. Zum Beispiel taucht in Small Change ein trans Mann auf und zwar ohne dass sein Deadname erwähnt wird – was leider viel zu oft passiert – oder in Where we left off, dem dritten Band von The Middle of Somewhere ist eine Nebenfigur poly. Das sind nur ein paar Beispiele, aber solche scheinbaren Kleinigkeiten sind es eigentlich, die dafür sorgen, dass ich gern mehr lesen möchte.

Im Moment lese ich ja Small Change und das war im ersten Moment ein wenig schräg, weil ich seit Ewigkeiten keine Liebesgeschichte mehr gelesen habe, in der die Hauptperson weiblich ist. Ich denke, mir gefällt diese Geschichte auch deswegen so gut, weil die Protagonistin queer und feministisch ist. Dadurch ist es dann trotzdem keine Hetero-Romanze, auch wenn sie mit einem Mann zusammenkommt.

 

VON HOHEN ANSPRÜCHEN UND DEM VERSUCH, TROTZDEM SPASS AM LESEN ZU HABEN

Seit ich mich bewusst mit den -ismen, die es auf dieser Welt so gibt und die ich selbst internalisiert habe, auseinandersetze, ist es oft schwer, einfach etwas zu lesen oder anzusehen und mich zu ärgern, weil etwas misogyn, queerfeindlich, ableistisch, rassistisch oder auf irgendeine andere Art uncool ist. Ich versuche trotzdem oft, das auszublenden, weil ich nicht immer und überall die Welt ändern wollen kann, ohne dass ich 24/7 wütend und bitter bin. Umso mehr freue ich mich dann, wenn ich Bücher finde, bei denen ich nicht auf jeder Seite schreien möchte.

So ging es mir jetzt bei den oben erwähnten Büchern. Sicher sind sie auch nicht perfekt, aber das ist wohl wirklich zu viel verlangt und kaum machbar. Und natürlich kann ich auch nicht alles beurteilen, weil viele -ismen gar nicht gegen mich gerichtet sind . Zum Beispiel bin ich weiß, komme aus einer Mittelschichtsfamilie und bin meistens nicht von BeHindernissen betroffen. Wenn ich ein Buch lese, lese ich das daher höchstwahrscheinlich ganz anders als eine andere Person. Trotzdem ist es auf jeden Fall schön, zwischendurch mal etwas zu entdecken, das ich nicht sofort aus dem Fenster werfen – oder zurückgeben – möchte.

 

 


Unter diesem Blogeintrag finden sich automatisch vorgeschlagene „Ähnliche Beiträge“. Solltest du Interesse haben, sie zu lesen, bedenke bitte, dass viele davon mehrere Jahre alt sind und meine Ansichten und Einstellungen sich inzwischen in vielen Bereichen geändert haben. Hinweise auf problematische Posts nehme ich aber natürlich gern an.

Trans Charaktere in Büchern

Guten Abend.

Gelegentlich ärgere ich mich über mich selbst, weil ich nur noch so selten blogge und das schade finde. Stattdessen schreibe ich ab und an auf Twitter relativ lange Threads über Themen, die mir wichtig sind und ich dachte mir, dass ich manche dieser Threads zukünftig auch hier posten könnte. Damit fange ich heute einfach mal an und vielleicht erinnere ich mich dann öfter mal an diesen Blog.

Repräsentation von trans Charakteren in Büchern – How to? 

Vorweg: Sicher lassen sich diese Hinweise auch auf andere Art von Medien (z.B. Serien, Filme) anwenden, aber mein Ding sind eben geschriebene Geschichten und ausgelöst wurde dieser Thread bzw. Blogeintrag von einem Roman, den ich gelesen habe und der, was die Darstellung eines trans Nebencharakters angeht, meiner Meinung verbesserungswürdig war.

In besagtem Roman lernt der Ich-Erzähler eine transweibliche Person kennen und das Ganze lief ungefähr so ab:

Der Erzähler wird von der trans Frau begrüßt. Er bemerkt, dass sie eine relativ tiefe Stimme hat und stellt auf den zweiten Blick dann fest, dass sie nicht immer eine Frau war.
So beschreibt der Protagonist des Romanes die Szene. Bitte bedenk‘ an dieser Stelle, dass viele trans Personen diese Formulierung „war mal [anderes Geschlecht] für sich ablehnen!

Bitte, mach das so nicht.

Trans Personen sind mehr als ihre Transgeschlechtlichkeit.

Du möchtest eine Person, die trans ist in deinen Roman einbauen? Dann solltest du bedenken, dass auch trans Menschen nicht eindimensional sind und ihr Transsein nicht ihre einzige Eigenschaft ist. Ich habe mir vorhin für den Twitter-Thread spontan Nora ausgedacht.

„Das ist Nora. Nora mag Hunde, macht gerne Sport und isst am liebsten selbstgemachte Pizza. Sie ist Pauls Schwester und geht gern mit ihrer besten Freundin ins Kino. Im Plot der Geschichte hat sie die Rolle/Aufgabe…“

Überleg dir also zum Beispiel, womit dein Charakter gern seine_ihre Zeit verbringt, wie seine_ihre Beziehungen zu den anderen Protagonist_innen ist und was seine_ihre Rolle im Plot deiner Geschichte ist. Mach also genau das, was du bei einer cis Person auch tun würdest.

Wenn deine Person dann eine Rolle und einen Charakter hat, kannst du dir Gedanken machen, wie du zeigst, dass sie trans ist.

Ein paar Beispiele:

  • Nora schreibt ihrer besten Freundin, dass die Personenstandsänderung endlich durch ist und sie freuen sich gemeinsam darüber.
  • Nora erzählt ihrem Bruder von einer Einladung zu einem Klassentreffen, weil sie sich nicht sicher ist, ob sie sich vor Menschen aus der Vergangenheit outen möchte. Er hört ihr zu, gibt keine ungewollten Ratschläge und am Ende lachen sie über eine gemeinsame Erinnerung aus ihrer Kindheit
  • Nora braucht nach einem anstrengenden Tag jemanden, di_er sich anhört, dass Cisnormativität endlich angezündet werden muss und sie telefoniert mit einer_m queeren Freund_in, während sie sich Abendessen kocht. (Super Zeitpunkt, um zum Beispiel die selbstgemachte Pizza zu erwähnen, die sie wirklich gern isst. Vielleicht verabredet sie sich bei der Gelegenheit gleich noch mit ihrer_m Freund_in zum Film-und-Pizza-Abend.)

Je nachdem, wie groß die Rolle deiner Person in deiner Geschichte ist, ergeben sich natürlich andere Möglichkeiten, aber es gibt so viele davon, die eine trans Person nicht auf ihre körperlichen Merkmale und ihren Deadname reduzieren.
Leser_innen müssen auch gar nicht wissen, welchen Namen ein Mensch mal von seinen Eltern bekommen hat, wenn dieser Name von der Person nicht mehr benutzt wird. Beispielweise könnte man statt der beliebten, aber problematischen, Formulierung „als er_sie noch [Deadname] hieß“ schreiben: „vor seiner_ihrer Transition“.

Wenn du unsicher bist – oder auch wenn du dir eigentlich relativ sicher bist – ist es immer eine gute Idee:

  • mit trans Personen über deinen Plan zu sprechen
  • trans Personen Testleser_innen sein zu lassen, bevor du etwas veröffentlichst
  • mehr als mal irgendeinen Zeitungsartikel gelesen zu haben
  • Zeitungsartikel zu lesen, die dich nicht das Bullshit-Bingo von @cuffedCatling gewinnen lassen (siehe Bild unten).
  • Video-Tipp: How to write a trans charakter – Riley J. Dennis
Beschreibung des Bildes: https://pastebin.com/6C9yzTQE