Dieses Reißen und Ziehen einer unbestimmten Sehnsucht, die erfüllt werden will und die Musik in mir drin, die das Ganze noch verstärkt, um Hunderte vervielfacht. Es fühlt sich übertrieben an, melodramatisch und als würde ich verbrennen. Ich weiß nicht wohin damit. Mit dem Gefühl, das mich manchmal hinterrücks überfällt und am Ende minuten- und stundenlang aus dem Fenster starren lässt. Für eine Weile ist dann alles egal und ich sitze einfach nur da und höre zu.
Manchmal schreibe ich, um ein Ventil zu finden und wenn ich hinterher die Worte lese, die ich aneinander gereiht habe, frage ich mich, ob das wirklich noch ich bin oder ob jemand Anderes meine Gedanken übernommen hat.
Ich sehne mich nach Livemusik. Nach den Menschen, die auf Konzerten um mich herum sind, weil ich mir dann einreden kann, dass es nicht nur mir so geht. Dass ich damit nicht allein bin. Es gibt nur wenige Situationen in denen ich Menschen um mich herum komplett vergessen kann. In diesen schaffe ich es, weil nur noch die Musik wichtig ist, die mein Denken vollständig einnimmt und alles überschwemmt, was sonst wichtig sein könnte. Ich bin nicht mehr der, der sich Gedanken um die Zukunft macht und Angst vor unbekannten Siutationen hat. Ich bin der, der für kurze Zeit mit diesem einen Moment zufrieden ist und die Zeit vergessen kann.
Ich habe schon Menschen gehört, die Musik mit Sex verglichen haben und mir gefällt dieser Vergleich. Besser wird dieses allumfassende Zeitundweltvergessen nur, wenn ich die Musik zusammen mit den richtigen Menschen hören und fühlen kann. Musik an, Augen zu, Wärme neben mir und dann irgendwann in der Nacht merken, dass ein paar Stunden vorbei sind und man nicht realisiert hat, dass die Uhr nicht stehen geblieben ist.
Nach Konzerten ist mir danach, mit jemandem durch die Nacht zu laufen, vielleicht ein leises Gespräch über schöne Belanglosigkeiten oder über die Musik. Dieses Wechselspiel aus dunkler Stille und nachlautendem Gesang und Gitarren und Schlagzeug in den Ohren und am Ende vielleicht zusammen auf eine Wiese legen und ganz kitschig in den Himmel starren. Oder ins Bett fallen und aufgeheizte Küsse teilen und einfach diese Postkonzertstimmung ausnutzen und genießen und ein bisschen die besänftigte Sehnsucht feiern. Kurz vergessen, dass es am nächsten Morgen auch wieder hell wird.
Und solange ich das nicht haben kann, sitze ich eben mit Musik, die aus Kopfhörern dröhnt auf dem Sofa und träume und schreibe wie im Rausch Texte, die ich anschließend kaum als meine eigenen erkennen kann.
<3
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Ich mag diesen Text. Sehr. Weil ich mich auch irgendwie selbst drin erkenne.
Danke. Das freut mich sehr.
Ich versuche es mal mit einem Zitat aus einem Song von Jupiter Jones (wohingegen der gesamte Song nicht passend ist, wohl aber diese eine Passage):
„Was immer Du auch Leben nennst,
ist Sehnsucht die im Körper brennt!“
So ist das wohl. Es brennt in uns, vor allem in unseren jungen Jahren. Es lodert und kaum einer in deinem Alter (ich damals auch nicht) kann sich erklären, was das eigentlich soll. Es scheint keine Befriedigung für dieses Reißen ganz tief in uns zu geben. Nichts, was es einfach wieder gut macht.
Vielleicht leben wir in diesem Moment einfach nur so, wie wir es nicht wollen. Vielleicht ist das aber auch einfach nur eine Reaktion auf äußere Anforderungen, die in Stress ausarten und wir suchen uns ein Ventil, finden es nicht, machen die Musik an und fühlen uns frei.
Vielleicht bist du das. Auf immer. Verdammt dazu, deine Sehnsucht in Kreativität zu verwandeln, in Texte, Bilder oder was auch immer. Dann kannst du etwas unendlich Schönes daraus entstehen lassen, in der Hoffnung, dass es dir ein wenig Ruhe bringt.
Was ich damit sagen will ist, es hört eigentlich nie auf, wenn man sich einen Teil der Ursprünglichkeit unseres Menschseins erhalten hat. Wir brennen innerlich und suchen immer. Was wir finden, kann niemand sagen, aber wir können es für uns gestalten und dabei leben. Nur leben. Und das ist manchmal viel verlangt :-)