„Like a Love Story“ von Abdi Nazemian | Rezension

„They won‘t teach it in schools. They don‘t see us. They don’t know we are another country, with invisible borders, that we are a people. You have to make them see. […] You have to remember it. And to share it. Please. Time passes, and peopleforget. Don‘t let them.“ (S. 377)

Ich hatte gehofft, dass ich „Like a Love Story“ von Abdi Nazemian lieben würde und ich bin zwar wegen Stellen wie die im obigen Zitat froh, es gelesen zu haben, aber leider auch sehr enttäuscht von diesem Buch.


Infos zum Buch

Geschrieben von: Abdi Nazemian
Genre: Young Adult, historischer Roman, Romance
Sprache: Englisch
Seitenzahl: 413
ISBN: 978006283937 (Taschenbuch, Balzer + Bray, 2020)

Content Notes: Queerfeindlichkeit (auch internalisierte), HIV/Aids-Krise, Tod, Rassismus, Sex, sexuelle Übergriffigkeit

 

Kurzbeschreibung

It’s 1989 in New York City, and for three teens, the world is changing.
Reza is an Iranian boy who has just moved to the city with his mother to live with his stepfather and stepbrother. He’s terrified that someone will guess the truth he can barely acknowledge about himself. Reza knows he’s gay, but all he knows of gay life are the media’s images of men dying of AIDS.
Judy is an aspiring fashion designer who worships her uncle Stephen, a gay man with AIDS who devotes his time to activism as a member of ACT UP. Judy has never imagined finding romance…until she falls for Reza and they start dating.
Art is Judy’s best friend, their school’s only out and proud teen. He’ll never be who his conservative parents want him to be, so he rebels by documenting the AIDS crisis through his photographs.
As Reza and Art grow closer, Reza struggles to find a way out of his deception that won’t break Judy’s heart–and destroy the most meaningful friendship he’s ever known.

Meine Meinung

Was ich mochte

Ich bin sehr froh, dass es ein Buch wie dieses gibt, und es sollte viel davon geben, ich finde queere Geschichte unglaublich wichtig. Ich mochte die Teile, die auf Aktivismus & Protest fokussiert waren. Die Ängste und Gefühle der Figuren, besonders auch die Wut auf die homo/queerfeindliche Gesellschaft waren meiner Meinung nach eindrücklich & nachvollziehbar dargestellt.

Was ich nicht mochte

Es gab leider viele Entscheidungen des Autors, die mich wütend gemacht haben; ein paar Beispiele:
Insgesamt war das Buch leider sehr cisgay, was nicht generell ein Problem sein muss, es ist own voices und natürlich richtet jemand, der selbst cis und schwul ist, seinen Fokus darauf, finde ich vollkommen ok, aber queer ist nun mal mehr als das und besonders, wenn es um queere Geschichte und Aktivismus geht, ist das einfach erasend, ahistorisch und enttäuschend. Trans Personen sind nicht nur weitestgehend unsichtbar, sondern ein Protagonist beschreibt seine Sexualität z.B. auch mit „I basically want to sleep with everyone with a Y chromosome“, außerdem fällt an einer Stelle die Formulierung „men dressed as women, women dressed as men“ und die beiden möglichen Interpretationen dazu (Unsichtbarkeit von trans Personen oder aktive Transfeindlichkeit) sind beide sehr unschön.

Es gab Verhalten in Bezug auf Sex, das sehr pushy (und teilweise mMn deutlich übergriffig), sowohl von der weiblichen Hauptperson, die sichergehen wollte, dass ihr Freund hetero ist und sie attraktiv findet, als auch von einem der männlichen Protagonisten, der ihn zu Sex drängen will, obwohl er noch nicht bereit ist und Angst (wegen HIV) davor hat; ich mochte auch nicht, wie Sex generell als end-all & be-all in einer Beziehung dargestellt wurde. (Hi, Asexualität existiert.) 

Ich verstehe, dass das Thema für die Figuren wichtig (und schwierig) war und finde es auch auf jeden Fall gut, dass das thematisiert wurde, aber das wäre meiner Meinung nach deutlich besser möglich gewesen. 

Judys Reaktion auf das Coming-out ihres Freunds und auf die Gefühle, die er und Art füreinander haben, fand ich ganz ehrlich ziemlich furchtbar für eine Person, die Verbündete, Freundin und Nichte queerer Menschen ist. Ich verstehe zwar, dass sie verletzt war, finde aber, da hätte mehr Aufarbeitung passieren sollen, nachdem sie Reza sagt, dass er in der Hölle rotten soll (was queere Menschen ja eh zu hören bekommen!!!), und dann ein halbes Jar nicht mehr mit ihm und Art redet. Es ist dieses übliche Narrativ eines/r heterosexuellen Mädchens/Frau, die von diesem ~Geheimnis verletzt wird und während Verletztheit bei einer Trennung nachvollziehbar ist, würde ich mir einfach wünschen, dass andere Geschichten erzählt werden. (Auch: eine weibliche queere Hauptfigur wäre so schön gewesen und hätte die queere Repräsentation deutlich diverser gemacht – schade, dass die Gelegenheit nicht genutzt wurde.) 

Das Verhalten und die Handlungen der Figuren waren meiner Meinung nach im Großen und Ganzen schon in sich konsistent und wenn das Ziel war, messy Teenager, die schwierige und beängstigende Erfahrungen machen und Fehler begehen, zu schreiben, ist das auf jeden Fall gelungen, aber uff, ich war trotzdem oft so wütend beim Lesen. Ich denke, das wäre auch möglich gewesen, ohne dass ich das Buch mit schalem Beigeschmack zuklappe. 

 

Fazit

Gerade so drei von fünf zufriedenen Katzen!

Das Buch behandelt ein wichtiges Thema und ich wünsche mir mehr Bücher über queere Geschichte. Leider war ich wegen des teilweise sehr unsympathischen Verhalten der Figuren und des Unsichtbarmachen von queeren Menschen, die nicht cisschwul und/oder allosexuell sind, eher enttäuscht von „Like a Love Story“.

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