In gewisser Weise habe ich an meine Blogeinträge den Anspruch, dass die Gedanken darin soweit zu Ende gedacht sind, dass ich mir sicher mit dem bin, was ich schreibe, aber ich glaube, das ist gar nicht immer nötig, wenn es um persönliche Dinge geht.
Dieser Blog ist letztendlich vor allem für mich, weil es mir hilft, meine Gedanken zu sortieren und weil ich von Zeit zu Zeit gern in meiner eigenen Vergangenheit lese. Das bedeutet in erster Linie, dass hier auch Dinge festgehalten werden, die ich in Zukunft vielleicht nicht mehr so sagen würde, immerhin habe ich nicht vor, aufzuhören, mich zu verändern, mehr über mich herauszufinden und vielleicht später mal zu merken, was ein bestimmter Gedanke eigentlich bedeutet.
Dass ich mit diesem Blog meine Gedanken und meine Veränderungen mit dem Internet teile, heißt nicht, dass alles perfekt und richtig und fertig sein muss. (Ich glaube, Menschen sind nie fertig.)
Also gibt es heute einige unfertige Gedanken und ein bisschen Chaos, die schon seit Wochen in den Blogeintragsentwürfen herumgeistern.
Heute ist TransDayOfVisibilty. Ein wichtige Tweetkette dazu hat zum Beispiel @cuffedCatling geschrieben (anklicken und dann werden auch die anderen Tweets angezeigt).
Heute ist #transdayofvisibility, also der Tag zum speziell drauf hinweisen dass trans Menschen existieren.
— hungryKitten (@cuffedCatling) March 31, 2016
Was hat das jetzt mit dir zu tun?
Seit einiger Zeit denke ich ziemlich viel darüber nach, was Gender für mich persönlich bedeutet und dabei habe ich gemerkt, dass es mir nicht so einfach fällt, diese Frage zu beantworten, wie ich vorher vielleicht gedacht hätte.
Kindern wird in der Regel beigebracht, dass eine Person mit Brüsten und Vagina eine Frau und eine Person mit Penis ein Mann ist und ich hab‘ das ganz lange einfach so hingenommen.
Wenn jemand gesagt hat, dass ich mich als Frau/Mädchen so und so verhalten oder anziehen oder aussehen müsste, hab‘ ich versucht, mich dem anzupassen, auch wenn es mir sehr oft nicht gefallen hat.
Als mich Menschen ärgern wollten, indem sie mich gefragt haben, ob ich ein Junge oder ein Mädchen bin, hat mir das Angst gemacht, weil das ja schließlich keine Option war.
Inzwischen weiß ich, dass ich nicht in die Vorstellungen der Gesellschaft passen muss, nur weil mein Körper so aussieht wie er aussieht.
Mein Brüste machen mich nicht zu einer Frau, sondern zu einer Person mit Brüsten. Mehr nicht.
Meine lackierten Fingernägel machen mich nicht zu einer Frau, sondern einer Person, die gerne bunte Fingernägel mag.
Umgekehrt machen mich meine kurzen Haare aber auch nicht automatisch zu einem Mann, sondern zu einer Person, die sich mit kurzen Haaren lieber mag.
Traditionell männlich/weiblich gelesene Dinge zu mögen bedeutet auch nicht automatisch, dass ich männlich oder weiblich bin.
(Ich wünschte, ich könnte dem Vergangenheitstasha sagen, dass es sich deshalb nicht fertig machen muss.)
Im Prinzip bin ich aktuell an einem Punkt, an dem ich mir ziemlich sicher bin, dass ich keine Frau bin, aber noch nicht weiß, was dann und ich habe gemerkt, dass ich mich auch nicht drängen muss, da ein Label zu finden, das für mich passt. Genderqueer/nonbinary ist aktuell das genauste, was ich über mich sagen kann, aber das ist okay. Für mich selbst brauche ich eigentlich auch keine Bezeichnung, weil mir persönlich Labels nicht so wichtig sind. Labels spielen für mich nur dann eine Rolle, wenn ich mich und meine Identität gegenüber anderen Menschen erklären möchte und soweit bin ich außerhalb meiner Twitter-Filterbubble sowieso noch nicht. Und auch sonst: Ich habe Zeit. (Zeit, die ich unter anderem dafür nutzen will, den internalisierten Cissexismus, den ich gegenüber anderen so gut ich kann vermeiden will, loszuwerden. Ich habe festgestellt, dass es mir leichter fällt, wenn es dabei nicht um mich geht.)
Und was ist jetzt mit Pronomen?
In letzter Zeit haben mich schon ein paar Leute gefragt, wie es mit Pronomen aussieht beziehungsweise, welche Pronomen sie für mich verwenden sollen.
Da ich selbst noch nicht so lange über dieses Thema nachdenke und das Gefühl habe, Pronomen sind (für mich) zu einem Großteil Gewöhnungssache, sind sie/ihre-Pronomen weiterhin in Ordnung. Wenn ihr im Deutschen neutrale Pronomen für mich verwenden wollt, ist es für mich okay. (Anmerkung hierzu: Bitte benutzt es nie für eine Person, die das nicht direkt so gesagt hat. Es wird oft abwertend verstanden und nicht jede nonbinary Person möchte dieses Pronomen für sich verwendet sehen. Am besten einfach nachfragen, wenn ihr nicht wisst, welches Pronomen eine Person nutzt.)
Im Englischen ist she/her und Singular-they/them schön, weil es damit schon ein neutrales Pronomen gibt, das allgemein bekannt ist und verwendet wird, wenn das Geschlecht einer Person nicht klar ist.
Es kann sein, dass ich, wenn ich mich weiter mit diesem Thema beschäftige und mehr über mich herausfinde, merke, dass sich in meiner Ansicht zu Pronomen zukünftig etwas verändert, aber im Moment ist das hier der aktuelle Stand.
(Gedankenchaos im Internet verteilen? Check! (War das jetzt ein Coming-Out? Wie seltsam es sich anfühlt, für so etwas einen ganzen Blogeintrag zu nutzen und nicht nur gelegentlich Andeutungen in Tweets und Nebensätzen zu machen.))
[Pizza suchendes Tasha ab]